Montag, 9. August 2010

Tulou, Rundhäuser und Erdhäuser in der chinesischen Provinz Fujian

Zum UNESCO Weltkulturerbe gehören seit 2004 die weltweit einzigartigen Erdhäuser und Rundhäuser in der Provinz Fujian. Die schmucklosen Häuser wachsen wie riesige Pilze aus dem dunklen Grün der Berge und erinnern an UFOs. So mysteriös, dass die ersten ausländischen Besucher, CIA-Agenten, 1960 sogar eine "verdächtige chinesische Raketenbasis" vermuteten.

Tulou, Quelle: China Daily, Wang Ru

Provinz Fujian

Die Provinz liegt an der der Südostküste Chinas gegenüber von Taiwan. Sie ist flächenmäßig etwas größer als die frühere DDR, hat jedoch die doppelte Einwohnerzahl. Das Territorium ist bergig und waldig, das Klima subtropisch.

Die Provinz Fujian unterhält übrigens seit 1989 eine Provinzpartnerschaft mit Rheinland-Pfalz.

Naturschutzgebiet

Die Gegend mit dem Wu Ji Shan-Gebirge gehört zu den schönsten und ursprünglichsten Landschaften Chinas. Mit 570 Quadratkilometern ist es eins der größten Naturschutzgebiete der Welt. Spektakuläre Felsformationen, glasklares Wasser aus Felsen und saftig grüne Teeplantagen prägen das Bild. Vom Gipfel bietet sich ein Blick wie auf "eine auf Seide gemalte Landschaft".

3.000 Pflanzenarten, darunter 1.000-jährige Maulbeerbäume, und 500 Tierarten sind beheimatet. Der "Fluss der 9 Windungen" durchzieht die Landschaft. Auf Flößen erscheinen die Berge noch gewaltiger und geben den Blick auf Felsengräber frei.

Hier wächst der teuerste Tee Chinas, der Wu Ji Shan "Steintee".

Anreise nach Fujian

Über die internationalen Flughäfen in Xiamen und Fuzhou oder über die Luftfahrtkreuze Peking, Shanghai und Hongkong sind Flüge nach China möglich. Anschlüsse bieten chinesische Regionalfluglinien zu einem der größeren Flughäfen in den Städten Xiamen (193 km), Quanzhou (249 km), Sanming (205 km) und Dongshan (280 km). Die Entfernungsangaben beziehen sich auf Yongding (siehe Karte unten).

Eine Anreise mit der Bahn ist vom 880 Kilometer entfernten Shanghai möglich. Während dieser Chinareise lernen Sie Land und Leute kennen. Reisen Sie unbedingt Erster Klasse.

Volk der Hakka

Die ethnische Minderheit der Hakka zog während der Tang Dynastie (618-907 nach Christus) wegen großer Kälte aus Zentral-China in die subtropische Küstenprovinz Fujian. Dort bauten die Hakka runde Erdhäuser. Diese Tolou im Stil einer Festung sollten vor Räubern und wilden Tieren schützen. In Yongding stehen heute noch mehr als 4.360 dieser Miniaturfestungen.

Die Hakka sind fleißig, unabhängig und bildungsinteressiert.

Tolou, Erdhäuser und Rundhäuser

Die Außenwände der bis zu 5.000 Quadratmeter großen Gebäude sind entweder rund, wenige rechteckig. Die Wände aus Stampflehm, Stein und Kalk halten im Winter warm und kühlen im Sommer.

Erdwälle, Äste, Balken aus Holz, Klebreis, brauner Zucker und Bambus dienen als Baustoffe für das Fundament.

Fenster nach draußen dienten früher als Schießscharten. Über dem Eingang steht der Name des Familienclans.

Baustil der Rundhäuser

Im Zentrum des Rundhauses steht das wichtigste Gebäude, der Tempel zur Ahnenverehrung. Um ihn verteilen sich vier Stockwerke, die nach dem Hof offen sind. Von langen, offenen Gängen gelangt man in die Räume.

Die 4 Stockwerke auf circa 5.000 Quadratmetern sind funktional gegliedert und werden heute wie früher genutzt. Im Erdgeschoss befindet sich das Vieh, darüber sind die Futter- und Lebensmittelläger. Im dritten Stockwerk wird gewohnt und im vierten geschlafen.

Früher bewohnten 500 Menschen einer Großfamilie ein Rundhaus. Heute sind es manchmal nur noch 50. Für die gruppenorientierte chinesische Gesellschaft ist das Rundhaus ein idealer Bau für den Zusammenhalt und die Pflege des Gemeinschaftslebens.

"Der Prinz von Tulou" in Yongding (Zhencheng Lou)

Eins der schönsten Rundhäuser trägt den Namen "Der Prinz von Tulou". Seine herrliche Gestalt und sein einzigartiges Interieur erinnern an einen Prinzen.

Das Design ist durch die chinesische Bagua, ein achtseitiges Diagramm vom I Ching (Buch der Wandlungen), inspiriert.

Die 5.000 Quadratmeter große Fläche besteht aus einem inneren und äußeren Ring und einer zentralen Halle. Der äußere Ring hat vier Stockwerke mit je 48 Zimmern.

Der äußere Ring ist in acht Teile geteilt, wobei jede Seite einen Innenhof bildet und durch Feuermauern getrennt ist. Im Innenhof trocknen die Bauern noch heute ihren Mais in der Sonne.

Der Innenring hat zwei Stockwerke mit je 30 Zimmern. Eine Halle mit antikem griechischen Baustil ist für Familienfeiern, wie Hochzeiten, Beerdigungen und Besprechungen, vorgesehen.

Es gibt zwei Brunnen, im Osten den "Brunnen der Weisheit" und im Westen den "Brunnen der Schönheit". Wer das wärmere Wasser der Weisheit trinkt, wird klug. Das Wasser der Schönheit ist kühl und macht schön.

Zhencheng Lou ist die Heimat von 14 Familien der Großfamilie Lin. Die Mitglieder haben an Top-Universitäten in Japan oder China studiert. Einige ließen sich in Singapur oder Hongkong nieder und haben den Familienclan verlassen.

Tourismus in Yongding

1991 öffneten sich die Rundhäuser für Touristen. Die Familie Lin stellte die erste Reiseleitung in Yongding. Sie war für Fachleute und Touristen aus über 20 Ländern tätig.

Der Zustrom der Touristen hat das Leben verändert. Lin und andere Clan-Mitglieder führen ihre Großfamilie jetzt wie ein Unternehmen. Souvenirläden, Restaurants und Pensionen sind entstanden. Die lokale Regierung fördert die Erhaltung der alten Gebäude.

Video Rundhäuser in Fujian


Wenn auch Sie China kennenlernen möchten, empfehlen wir Ihnen einen Stopover Peking oder eine China Rundreise. Informieren Sie sich unter Chinareisen im Reiseblog.

Tulou Fujian in Google Maps